Das ukrainische Dorf Wiltscha
Umsiedlungserfahrungen nach dem Tschernobyl-Unglück und dem Militärkonflikt im Donbass
Der erste Teil des Projektes fand vom 1.-12. August 2017 unter der Leitung von Dr. Olena Petrenko, RUB, in Charkiw statt. Kooperationspartner war die Charkiwer Geschichtswerkstatt Tschernobyl mit der ukrainischen Projektleiterin Dr. Viktoria Naumenko.
Im Rahmen der Forschungsreise wird vergleichend erforscht, welche Erfahrungen die umgesiedelten Personen nach der Tschernobyl-Katastrophe und die Binnenflüchtlinge aus dem aktuellen Ukrainekonflikt gemacht haben. Der Fokus der Forschungsreise und der daran anknüpfenden Forschungsreise in die Ukraine liegt auf der Integration der Umgesiedelten in ihren neuen Wohnort am Beispiel des Dorfes Wiltscha.
Durch die Annexion der Krim und die militärischen Auseinandersetzungen in den Regionen um Donezk und Lugansk wurden ungefähr zwei Millionen Menschen zu IDPs. Dadurch entstanden Probleme mit der Adaption der Binnenflüchtlinge an ihrem neuen Wohnort und der Integration in die dortige Gesellschaft. Doch die Ukraine hat bereits Erfahrung mit der Umsiedlung von Menschen: Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 wurden ungefähr 300.000 Menschen über die ganze Ukraine verteilt umgesiedelt. Wiltscha im Wowtschansk-Rajon der Oblast Charkiw ist ein Dorf, welches Anfang der 1990er Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe für die Evakuierung von AnwohnerInnen in der Region um Kiev gebaut wurde.
Als 2014 die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine begannen, erklärte sich Wiltscha bereit, Binnenflüchtlinge aus den Krisengebieten aufzunehmen. Durch die bereits gesammelte Erfahrung mit der Umsiedlung und die dabei entstandenen Probleme, halfen viele BewohnerInnen von Wiltscha bei der aktiven Integration der Flüchtlinge in die lokale Gemeinschaft.
Die Erfahrungen, die die UmsiedlerInnen aus Tschernobyl bei der Adaptions- und Integrationshilfe der Menschen aus den Krisengebieten gesammelt haben, sind ein einzigartiges Beispiel, das nun von deutschen und ukrainischen Studierenden untersucht werden kann.
Der zweite Teil bestand in einem Gegenbesuch der ukrainischen Studierenden in Bochum mit einem zweitägigen Workshop in der Universitätsbbibliothek.
Das internationale Projekt wird durch das Auswärtige Amt, die EVZ-Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" und die Robert Bosch-Stiftung "MEET UP! - Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnungen" gefördert.
Weitere Informationen auf der Webseite des Projekts.
Das Projekt bei facebook.