Tomiyama Taeko: Gedächtnis des Meeres
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Termine und Programm
Eröffnung: Dienstag, der 23.11.2004
Uhrzeit: 17 Uhr
Ort: Universitätsbibliothek, Universitätsstr. 150, Etage 1
Dauer: 23.11.2004 - 15.02.2005
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 - 20 Uhr, Samstag von 11 - 15 Uhr
Begrüßung:
- Dr. Erdmute Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek
- Yutaka HOMMA, Direktor des Japanischen Kulturinstituts in Köln
Einführung:
- Prof. Dr. Ilse Lenz, Lehrstuhl für Frauen- und Sozialstrukturforschung / RUB
- Dr. Hans Günter Golinski, Direktor des Museum Bochum
Kontakt:
- Gisela Ogasa, Ausstellungsgorganisation, Tel. 0234 - 32 27 354
Über die Ausstellung
Gedächtnis des Meeres
Beeindruckende Kollagen und Drucke der japanischen Künstlerin Tomiyama Taeko zeigt die Universitätsbibliothek Bochum im WS 04/05. Bekannt wurde Tomiyama Taeko (84) durch ihre künstlerische Aufarbeitung von Geschichte(n). Ihre Arbeiten erinnern an die Verantwortung Japans bei Kolonialisierung und Krieg in Ostasien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Tomiyamas jüngere Arbeiten entstanden aus dem Bedürfnis der bereits Achtzigjährigen, das Ansteigen von Gewalt weltweit und den Krieg im Irak (mit japanischer Beteiligung) zu Beginn des neuen Jahrtausends zu kommentieren und erneut für Versöhnung und Frieden zu appellieren.
Begleitend präsentiert die Fakultätsbibliothek der Ostasienwissenschaften Literatur zur Geschichte in Ostasien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung entstand auf Anregung von und in Zusammenarbeit mit Prof. Ilse Lenz, Lehrstuhl für Frauen- und Sozialstrukturforschung, der Bibliothek für Ostasienwissenschaften und der Universitätsbibliothek Bochum. Die künstlerische Beratung erfolgte durch Prof. Beate Söntgen vom Kunstgeschichlichen Institut der RUB.
Die Eröffnung findet am Dienstag, den 23.11.04 um 17 Uhr auf Ebene 1 der UB statt und bildet den Auftakt zum Internationalen Symposium "Geschlechtergrenzen in Bewegung" zum zehnjährigen Bestehen der Marie-Jahoda Gastprofessur an der RUB.
Förderer
Mit freundlicher Unterstützung:
- Prof. Dr. Beate Söntgen, Kunstgeschichtliches Institut (Beratung)
- Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW
- Marie Jahoda Gastprofessur
- boesner GmbH , - Großhandel für Künstlermaterial, Witten-Herbede
- Institut für Geschichte der Medizin, RUB
Tomiyama Taeko zur Ausstellung
Erinnerung und Versöhnung
(aus dem Englischen von Gisela Ogasa)
Bin ich als Künstlerin heutzutage lediglich Zuschauerin?
Warum, und für wen male ich?
Wenn Geschichte geschrieben wird, wessen Geschichten werden erzählt, und wessen vergessen?
Unentwegt beschäftigen mich diese Fragen und geben meiner Arbeit die Form. Über vier Jahrzehnte lang habe ich mit mit Themen befasst, die mit der Geschichte der kolonialen Expansion und des Krieges in Ostasien verknüpft sind. Auf Drucken habe ich die Qual koreanischer Arbeiter abgebildet, die zur Zwangsarbeit in japanischen Kohlebergwerken gepresst wurden. Und ich habe Bilder geschaffen, die den Betrachter auffordern, sich an das Leid der zur Kriegsprostitution gezwungenen koreanischen Frauen zu erinnern.
Gemeinsam mit dem Musiker und Komponisten Takahashi Yuji habe ich aus diesen Bildern und Drucken Multimedia-Präsentationen gestaltet Arbeiten, die ich als narrative Kunst bezeichne.
Eine andere Gruppe von Arbeiten beinhalten neue Collagen aus dem Zyklus "Gedächtnis des Meeres", den koreanischen Frauen gewidmet, die gezwungen wurden, als Prostituierte für das japanische Militär zu arbeiten.
Im letzten Jahr begann ich darüber nachzudenken, wie ich auf die explosionsartigen Entwicklungen reagieren könnte, deren Zeuge wir seit Beginn des 21. Jahrhunderts geworden sind, und nun auch auf den Krieg im Irak. Mit einem starken Gefühl von Dringlichkeit begann ich, Bilder aus meinen früheren Dia-Arbeiten zu entnehmen und diese neu zusammen zu setzen, in dem ich sie in Collage- und Montagetechnik wieder auf zweidimensionale Oberflächen brachte.
Die Collage ist eine aus der dadaistischen und surrealistischen Bewegung geborene Technik, erdacht von Künstlern, die den Ersten Weltkrieg erlebt haben. Sie extrahierten Elemente aus Gemälden und setzten sie zu neuen Werken zusammen. Inspiriert hiervon habe ich in der drückenden Hitze des Sommers zwei Serien von Collagen erstellt, eine für Philadelphia, und eine für eine Ausstellung an der Ruhr-Universität in Bochum. Ich war selbst überrascht von dem Energieschub, den ich verspürte, als ich diese Arbeiten geschaffen habe. Aufrechterhalten hat mich dabei mein starkes Verlangen, meinen eigenen Kriegserinnerungen eine neue bildliche Form zu geben. Das Arbeiten half mir sogar, von einer seit dem letzten Jahr andauernden Krankheit zu genesen.
Das Thema einer weiteren Gruppe von Arbeiten ist "Erinnerung". Diese Arbeiten bilden eine Kollage aus meinen persönlichen Erinnerungen und anderen Bildern zur japanischen Geschichte und der kolonialen und militärischen Expansion Japans in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Eine Reihe von Serigraphien zum Thema "Versöhnung" sind inspiriert von Symbolen und Bildern der scytho-sibirischen Kultur.
Meine Hoffnung ist es, dass wir durch das Erinnern an diese Geschichten beginnen können, für eine Zukunft mit mehr Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten.
Das Schweigen zu der militärischen Aggression Japans in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dauert in Japan weiter an. Die japanische Regierung verschließt ihre Augen vor der eigenen Geschichte und sendet heute Truppen in den Irak. Selbst Artikel 9 der japanischen Friedensverfassung ist in Gefahr, geändert zu werden.
Panik überfällt mich, wenn ich daran denke, dass wir in einen neuen Krieg gehen. Als ich dies in der 30er Jahren geschehen sah, gefolgt vom Pazifischen Krieg, war ich ein kleines Mädchen, das hoffte, eines Tages Künstlerin zu werden. Heute frage ich mich im Alter von 84 Jahren erneut, was ich nur tun könnte. Wieder habe ich mich entschlossen, über diesen schmalen Kanal, meine Kunst, meine Stimme zu erheben.
Tomiyama Taeko, September 2004
Biographie und Ausstellungen
Homepage von Tomiyama Taeko
Biographie und Ausstellungen
- 1921 geboren in Kobe, aufgewachsen in Dairen und Harbin (ehemalige Mandschurei)
- 1938-45 Studium am Tokyo Women's Art College; kriegsbedingte Unterbrechung
- 1950er als sozial engagierte Künstlerin Arbeiten zum Thema Kohlenbergwerke
- 1960er Reisen nach Afrika und in Lateinamerika, nach West- und Zentralasien
- 1970er Arbeiten zu Themen von Gedichten des koreanischen Poeten Kim Chi Ha
- 1975 Ausstellung von Lithographien "Zu den Gedichten von Kim Chi Ha und Pablo Neruda" in New York, Chicago und Berkeley
- 1976 Gründung von Hidane Kobo als neue Kunstbewegung; multimediale Kompositionen mit Gedichten, Bildern und Musik von Takahashi Yuji
- 1980 Ausstellung der Drucke "Prayers For Those Who Fell" in der Kansai-Region und Sapporo
- 1982-83 Ausstellungen in Paris, Berlin, Heidelberg und München
- 1982-84 Arbeiten zu Gedichten von Youn Dong Ju über die Verschleppung von Koreanern; Verfilmung
- 1984 Ausstellung in Tokyo und der Kansai-Region; Aufführungen des Films "Pop Out, Balsam Seeds!"; Filmaufführungen in Paris und Berlin
- 1985 Mitglied von "People's Exhibition" (Hitobitoten) bis 1992
- 1986 Arbeiten zum Thema "Koreanische Kriegsprostituierte"; Verfilmung
- 1988 Ausstellung "Tomiyama Taeko London - Berlin"
- 1989 Ausstellung in Berlin; Ausstellung im "Liberty Osaka" zum 50sten Jahrestag des Kriegsbeginns
- 1991 Arbeiten zum Thema "Thailändische Fremdarbeiterinnen"; Ausstellung in Bangkok (in Zusammenarbeit mit der Japan Foundation)
- 1992 "Eros - My Pain. Tomiyama Taeko Ausstellung" beim Feminist Art Festival der Stadt Tama
- 1993 "The Thai Girl Who Never Came Home": the Asian Viewpoint"; Ausstellung unterstützt von der Japan Foundation Tokyo ASEAN Cultural Center Library
- 1995 "Tomiyama Taeko: 50ster Jahrestag des Kriegs" Ausstellung in Tokyo und Seoul
- 2004 Ausstellungen in Philadelphia und Bochum
Erinnerung und Versöhnung - die Kunst von Tomiyama Taeko
von Rebecca Jennison, aus dem Amerikan. übersetzt von Gisela Ogasa
Sind Künstler lediglich unbeteiligte Zuschauer, die die Zeit beobachten in der sie leben? Was ist Schönheit? Warum und für wen male ich? Diese Fragen verfolgen mich und geben meinem Leben und meiner Arbeit Form.
Tomiyama Taeko, 2004
Für Tomiyama Taeko hat die künstlerische Arbeit immer mehr bedeutet als das Herstellen von Objekten und Bildern zum ästhetischen Vergnügen. Seit mehreren Jahrzehnten produziert sie kraftvolle und schöne Gemälde, Kollagen und Multimedia-Arbeiten. Ihre Kunstwerke sind von vielen bewundert worden; basierend auf den Prinzipien der Menschenrechte und der Gerechtigkeit haben sie einen Raum für Dialoge geschaffen und sensibilisert für eine Solidarität, die Ländergrenzen überschreitet. Ihre Arbeiten haben Betrachter vieler Nationalitäten dazu gebracht, jene offizielle Geschichtsdarstellung zu hinterfragen, welche die Stimmen der durch Kolonialisierung und Krieg Unterdrückten zum Schweigen gebracht hat. Durch Tomiyama Taekos unermüdliches Engagement, die Geschichte dieser Menschen in Erinnerung zu bringen, ruft sie uns die vielschichtigen herstories in Erinnerung, was es uns letztendlich erleichtert, uns ourstories vorzustellen, ein Projekt, das von entscheidender Bedeutung für Versöhnung ist, wenn wir für eine menschlichere Welt arbeiten wollen, die auf Gerechtigkeit und Frieden basiert.
Seit mehr als drei Jahrzehnten hat Tomiyama Taeko in ihrer narrativen Kunst den Krieg und die Kolonialgeschichte in Ostasien thematisiert. Ihre Arbeiten haben sich mit den Qualen der koreanischen Arbeiter befasst, die in den 40er und 50er Jahren zur Zwangsarbeit in den Minen von Kyushu gepresst wurden, dem Kampf des Dichters und ehemaligen politischen Gefangenen Kim Chi Ha, den Volksaufstand in Kwangju im Jahr 1980 und der Unterdrückung der koreanischen Kriegsprostituierten, den sogenannten Trostfrauen. Tomiyama engagiert sich mit ihrer Kunst für gesellschaftliche, politische und geschichtlichen Themen. Ihre Arbeiten ermöglichen ein gemeinsamenes kritisches Hinterfragen der japanischen Kolonialgeschichte.
Seit den 70er Jahren arbeitet Tomiyama Taeko mit Musikern und Fotografen an Multimedia-Diashows. Ihr Ziel ist, einen innovativen künstlerischen Ausdruck zu finden und ihre Arbeiten gleichzeitig mobiler zu machen, auch über die Wände von Galerien und Museen hinaus, um viele Menschen zu erreichen, die sich mit Humanität, Gerechtigkeit und Frieden beschäftigen. Seit der Gründung der Künstlergruppe Hidane Kobo im Jahr 1975 arbeitet sie mit dem Musiker und Komponisten Takahishi Yuji zusammen. Gemeinsam schufen sie mehrere Multimedia-Arbeiten. Leonard Swidler beschreibt diese einzigartigen Arbeiten wie folgt:
Tomiyama geht über eine simple Übertragung ihrer Arbeit auf die Leinwand hinaus. Sie pflückt Geschichten von ihren Leinwänden, bricht sie in Stücke, überträgt sie in Bildprojektionen und addiert bewegend geschilderte, berührende Texte, auf einer Klangkulisse pulsierender, bedrückender Geräusche.
Die drei Multimedia-Arbeiten, die für diese Ausstellung ausgewählt wurden, sind auf folgende Weise entstanden. Der Prozess beginnt bei Tomiyamas Ölgemälden und Drucken. Die Künstlerin macht Dias von Details der größeren Arbeiten und stellt diese zu einer neuen Reihe von Bildern zusammen. Inspiriert von diesen visuellen Texten komponiert Takahashi Yuji einen eigenen musikalischen Text aus instrumentalen Klängen und anderen Geräuschen. Ursprünglich bestanden diese Arbeiten aus 100 Dias und dauerten länger als 35 Minuten. In den letzten Jahren hat Tomiyama Taeko diese Arbeiten jedoch überarbeitet, die Anzahl der Bilder reduziert und viele verbale Elemente getilgt, um kürzere und eindrucksvollere Multimedia-Erzählungen zu erreichen.
Die erste Arbeit mit dem Titel Gedächtnis des Meeres entstand 1986. Tomiyamas Beschäftigung mit Japans Verantwortung für Kriegsverbrechen brachte sie dazu, sich mit den damals wenig bekannten Geschichten der an den Fronten zur Prostitution gezwungenen Frauen zu befassen, den so genannten Trostfrauen (comfort women). Die Arbeit Gedächtnis des Meeres hat sie diesen Frauen gewidmet. Sie entwarf eine poetische Erzählung, in der ihr eine Schamanin (der Geist Miko) bei der Suche nach einer in der Südsee verschollenen koreanischen Frau hilft:
1945 endete der Krieg und die Soldaten kehrten heim. Aber obwohl seitdem ein halbes Jahrhundert vergangen ist, wissen wir nichts darüber, was aus diesen koreanischen Frauen geworden ist. Einige starben, andere wurden auf Südseeinseln zurück gelassen und sind niemals nach Hause zurückgekehrt, dahin, wo die weibliche Keuschheit wie ein Schatz gehütet wird. Ich will ein Medium sein, und den Stimmen ihrer tieftraurigen Klagen lauschen.
In den frühen 90ern widmete sich Tomiyama der Expansion des japanischen Kaiserreiches zu Beginn des letzten Jahrhunderts über die koreanische Halbinsel und die Mandschurei. Auf der Suche nach persönlichen Erinnerungen und Bildern kehrte sie nach Harbin (Mandschurei) zurück, wo sie aufwuchs - Erinnerungen, die ihr helfen könnten, diese Geschichte neu zu erzählen. Tomiyama stieß auf das Bildnis des verschlagenen Fuchses und begann mit einer Reihe von Ölgemälden, der Fuchs-Serie. Aus diesen Gemälden entstand die zweite der hier gezeigten Arbeiten: Harbin: Requiem für das 20. Jahrhundert (1999) und Die Fuchs-Geschichte (2000). Zu ihrer Motivation schreibt Tomiyama:
Es dauert lange, bis sich Geschichte enthüllt. Ja, ich würde nach Harbin reisen. Ich würde erfahren, was das war, was ich sah mit den Augen meiner Jugend. Ende März 1992 blickte ich aus dem Fenster der alten mandschurischen Eisenbahn Richtung Harbin auf die Szenerie des jungen Frühlings. Unter diesem weiten Land lagen viele traurige Leben beerdigt, nur noch Knochen jetzt. Jedes dieser Leben, das mehr Leid ertragen musste, als man jemals wird erzählen können, war jetzt ein Klumpen Erde. Mit meiner Kunst würde ich ein Requiem für diese unschuldigen Menschen erschaffen.
Anders als in Gedächtnis des Meeres gibt es wenig erzählte Texte bei den späteren Arbeiten. Bilder und Musik erzählen den größten Teil der Geschichte, die mit kurzen TELOP-Erzählungen auf einigen Dias punktuiert wird. Diese TELOPS geben dem Betrachter einige Hinweise zu der Geschichte, so wie sie von Tomiyama in einem parodistischen, aber poetischen Ton wiedererzählt wird. Sie erzählt von den Japanern, angelockt mit Versprechungen von einer kaiserlichen Straße ins Paradies in die Mandschurei, die den Ereignissen nachfolgt, die zur Kolonialisierung Koreas geführt haben. Verschlagene Füchse zelebrieren die Gründung von Mandschukuo, dem japanischen Puppenstaat. Die gleichen Füchse sind verwickelt in die Operation der Einheit 731, einer in der Nähe von Harbin stationierten geheimen Einheit, die auf Versuche mit biologischen Waffen an Lebenden spezialisiert war. Nur Asche ist heute übrig. Diesen Opfern gewidmet, endet die Arbeit mit der Frage: Wohin sind die Füchse danach gegangen?. Tomiyama beschreibt das Bildnis des verschlagenen Fuchses wie folgt:
In der Harbin-Serie versuche ich, der Geschichte des Krieges direkt zu begegnen, als Japanerin. Mir fiel auf, dass das, was ich in der früheren Mandschurei gesehen hatte die feierlichen Festivitäten, die die Gründung der Mandschurei in den 30ern markierten, sich später zum Großen Krieg in Ostasien auswuchs, und dann zusammenbrach als eine einzige Ära der Besessenheit durch die Füchse betrachtet werden könnte. Indem ich den Fuchs in diese Bilder aufnahm, wurde paradoxerweise die Wirklichkeit dieser Zeit offensichtlich, obwohl es eindeutig eine Welt voller Leere war.
In der Fuchs-Geschichte (2000) folgt Tomiyama einem stärker minimalistischen Stil, indem sie sich hauptsächlich auf visuelle und musikalische Texte. Wieder erscheint der verschlagene Fuchs im Schatten der Kirschblüten und Chrysanthemen, den noch heute so essentiellen Symbolen für Japan. Sie zeigen sich heute in modernem Gewand, sie essen, heiraten etc., die Neonreklamen Tokyos im Hintergrund. Aber ihre Festivitäten werden immer noch von den Geistern der Kriegsopfer heimgesucht, inklusive der Trostfrauen für das Militär. Hier, durch das Betrachten dieser drei Arbeiten, können wir Tomiyamas Vision der wiedererzählten Geschichte besser verstehen, und gleichzeitig einen Blick auf ihre eigene Position als Künstlerin erhaschen.
Im Alter von 83 Jahren fährt Tomiyama Taeko fort, als Künstlerin in der Rolle einer aktiven, engagierten Zeitzeugin zu arbeiten. In ihren neuen Gedächtnis-Kollagen untersucht sie weiter die individuellen Geschichten der Kolonialexpansion. Zur gleichen Zeit schafft sie Bilder, die lebendig und passioniert zur heutigen Weltsituation Stellung nehmen. Wir hoffen, dass die hier gezeigten Arbeiten viele Betrachter mit dem lebenslangen Bekenntnis dieser Künstlerin bekannt zu machen, für ein Projekt des Baus einer menschlicheren und gerechten Zukunft durch ihre Kunst der Erinnerung und Versöhnung.
Takahashi Yuji:
In den 60er Jahren hatte Takahashi Yuji Anteil an der avantgardistischen Musikbewegung im Sogetsu Art Center. Von 1962-72 arbeitete er als Pianist und spielte zeitgenössische Musik in Westdeutschland und den USA. 1972 begann seine Herausgeberschaft des vierteljährlich erscheinenden Musikmagazins transonic. 1975 traf er Tomiyama Taeko und komponiert seither Musik für ihre Dia-Arbeiten. 1978 gründete er die Suigyi Gakudan (Wasserbüffel-Band), die asiatischen Folk und Protestsongs spielte. 1994 präsentierter er The Fox, eine Musiktheater-Performance, die auf der Arbeit von Yamamoto Hiroko basiert.
Literatur zur Geschichte Asiens
Eine Literaturliste zum Thema Krieg und Besatzung im Pazifik in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts von Michael Schütte, OAW-Bibliothek, finden Sie hier.